Alzheimer Medikament Aducanumab nicht zugelassen: Deutsche Alzheimer Gesellschaft zur Entscheidung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA)

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat heute bekannt gegeben, das Medikament Aducanumab nicht zuzulassen. Das Medikament wurde zur Behandlung leichter kognitiver Beeinträchtigungen aufgrund einer Alzheimer-Erkrankung entwickelt.

In den USA wurde die Entscheidung zu diesem Medikament bereits im Juni heftig diskutiert. Dort hatte sich die Food and Drug Administration (FDA)– anders als die EMA – in einem beschleunigten Verfahren für die bedingte Zulassung von Aducanumab entschieden. Die im Vorfeld durchgeführten Studien konnten zwar nachweisen, dass das schädliche Amyloid im Gehirn der Erkrankten durch das Medikament reduziert wird, erbrachten jedoch keinen klaren Nachweis, ob dies auch Auswirkungen auf das Gedächtnis und weitere geistige Fähigkeiten der Betroffenen hat. Die Zulassung war daher mit der Auflage an den Hersteller verknüpft, eine weitere Wirksamkeitsstudie durchzuführen.

Viele Menschen mit einer Alzheimer-Erkrankung und ihre Angehörigen haben auch in Deutschland große Hoffnungen und Erwartungen in die Möglichkeit einer neuen Behandlung gesetzt. Für sie bedeutet es eine Enttäuschung, dass die bisher vorliegenden wissenschaftlichen Nachweise der EMA nicht ausreichen, um die Zulassung von Aducanumab auch in Europa zu unterstützen. Anders als amerikanische Patientinnen und Patienten werden Europäer daher keinen Zugang zu einer Behandlung mit Aducanumab haben.

„Wir bedauern, dass für die von Alzheimer betroffenen Patientinnen und Patienten in absehbarer Zeit kein neues Medikament zur Verfügung steht“, sagt Saskia Weiß, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG). „Dennoch begrüßen wir es, dass die EMA ihre Entscheidung auf die ambivalenten Ergebnisse stützt, die sich aus den Studien bezüglich der Auswirkungen auf die geistigen Fähigkeiten bisher ergeben haben, und nicht auf den rein biologischen Effekt, der im Abbau des fehlerhaften Amyloids nachgewiesen wurde. Natürlich wären wir froh, wenn im Zuge der weiteren Studien neue Ergebnisse zutage treten, die einen wirklichen Nutzen für die Betroffenen belegen und eine andere Entscheidung möglich machen“, so Saskia Weiß weiter.

„Diese Entscheidung darf trotz allem nicht entmutigen. Es ist wichtig, dass die Forschung an Behandlungsmöglichkeiten weitergeht – und zwar auch für Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium – und dass sich die Gesellschaft weiterhin für diejenigen einsetzt, die mit einer Demenz leben, und für ihre Angehörigen“, betont Weiß.

Hintergrund

In Deutschland leben heute etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.

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