Zum bundesweiten Tag der pflegenden Angehörigen: Angehörige von Menschen mit Demenz brauchen Entlastung – auch von Bürokratie

Schriftzug der DAlzG

Die Begleitung, Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenzerkrankungen wird in Deutschland zum allergrößten Teil durch ihre Familien und Freunde geleistet. Ohne sie würde die Versorgung zusammenbrechen. Doch wer pflegt braucht auch Entlastung – unter anderem von überflüssiger Bürokratie.

In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Im Laufe der Krankheit benötigen sie zunehmend Unterstützung im Alltag und bei der Körperpflege, oft rund um die Uhr. Laut dem Deutschen Alterssurvey 4/22 betreuen und pflegen rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland Angehörige mit einer Demenz. Um diese anspruchsvolle Aufgabe dauerhaft übernehmen zu können, benötigen die Angehörigen Entlastungsmöglichkeiten und Auszeiten von der Pflege. Wichtige Angebote wie Tagespflege oder Kurzzeitpflege sind aber zunehmend schwieriger zu finden. Selbst Pflege- und Betreuungs­dienste erteilen aufgrund von Personalmangel immer häufiger Absagen.

„Die Suche nach Unterstützungsangeboten dauert immer länger. Wir hören von Angehörigen, dass sie 20, 30 oder mehr Einrichtungen abtelefonieren müssen und teilweise trotzdem erfolglos sind. Das ist natürlich nervenaufreibend“, berichtet Ellen Nickel, Beraterin am Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG). „Zusätzlich erleben die Angehörigen die umfangreiche Bürokratie als belastend, mit der sie konfrontiert sind. Wer rund um die Uhr pflegt hat weder Energie noch Nerven, sich immer wieder mit aufwendigem Papierkram auseinander­zusetzen.“ Um Unterstützung zu erhalten, heißt es herauszufinden, wo Leistungen der Pflegeversicherung, ein Schwerbehinderten­ausweis oder eine Reha-Maßnahme zu beantragen sind, wie man die benötigten Hilfsmittel bekommen kann oder welche Unterlagen erforderlich sind, um Zuschüsse für einen behindertengerechten Umbau zu bekommen. Oft ist es mit einem einmaligen Antrag dann nicht getan, es müssen zusätzliche Unterlagen, ärztliche Atteste und Einkommensnachweise beigebracht oder Widerspruch bei einer Ablehnung eingelegt werden. Wer privat versichert ist, hat außerdem die Korrespondenz mit der Pflege- und Krankenversicherung über die Erstattung von Pflege- und Behandlungskosten zu bewältigen. All dies stellt eine zusätzliche Belastung für die Angehörigen dar, die sich damit alleine gelassen fühlen. Viele Leistungen werden nicht in Anspruch genommen, weil entweder die Information über bestimmte Unterstützungsmöglichkeiten fehlt oder die Beantragung eine zu große Hürde darstellt.

Monika Kaus, 1. Vorsitzende der DAlzG betont: „Hier muss sich dringend etwas ändern! Bürokratie muss abgebaut werden und wer pflegt, darf damit nicht alleine gelassen werden. Wir brauchen außerdem flächendeckend wohnortnahe Beratungsangebote, die auch konkrete Hilfestellung bei notwendigen Anträgen bieten.“